Was ihr wollt
Ihr wollt doch auch
dem Raffzahn alle Zähne ziehen
ihr wollt doch auch
dass Bänker in die Wüste fliehen
ihr wollt doch auch
wie Wölfe eure Zähne blecken
ihr wollt doch auch
den Spießer bis ins Mark verschrecken
ihr wollt doch auch
dem Kanzler mal das Maul zunähen
ihr wollt doch auch
zufrieden in die Zukunft spähen
ihr wollt doch auch
am Abend Hummerpanzer knacken
ihr wollt doch auch
die dickste Luxusyacht zerhacken
ihr wollt doch auch
Kinderschänder in Säure baden
ihr wollt doch auch
Ökosünder als Müll abladen
ihr wollt doch auch
das Leben ohne Stress genießen
ihr wollt doch auch
die Schleimer mit Urin begießen
ihr wollt doch auch
mal euer Konto aufpolieren
ihr wollt doch auch
korrupte Schweine massakrieren
ihr wollt doch auch
dass eure Säfte nicht einfrieren
ihr wollt doch auch
erhobnen Hauptes durchmarschieren.
Zu guter Letzt
ihr tut es jetzt!
(Unveröffentlicht)
Abfuhr
Im Meer da schwimmt ein Tintenfisch
der ist nicht mehr so jung und frisch
er trifft auf eine Quallenfrau
die schimmert rot und dunkelblau
Hallo, du schöne Kokette
wie wär’ es mit mir im Bette
nein danke, spricht die Quallenfrau
ich liebe einen Kabeljau
Abgewiesen
Ein dicker kleiner Donnerkeil
fand eine süße Muschel geil
sie konnten sich nicht finden
um eng sich zu verbinden
Der Muschel war’s zu kalt
zu öffnen ihren Spalt
der Donnerkeil rollt hin und her
zieht sich zurück ins raue Meer
Im Morgengrauen
Im Morgengrauen auf der Wiese
liegt ein schlafender Märchenriese
er träumt von einer guten Fee
auf dem Grunde der kühlen Spree
Die Fee steigt fröstelnd aus den Fluten
im Riesen toben Feuersgluten
wie kann er die Schöne betören
und ihr ewige Treue schwören
Er lobt sich in den höchsten Tönen
doch das missfällt der klugen Schönen
unterlass das dumme Schwärmen
besser wäre, mich zu wärmen
Stadtreinigung
Ich sitze auf der Kirchturmspitze
schaue auf die große Stadt
hier oben macht man keine Witze
weil man Angst vor’m Fliegen hat
Ach könnt’ ich fliegen wie ein Falke
flög’ ich in ein Irrenhaus
und ließ’ mit unverfror’nem Schalke
Irre aus dem Kerker raus
Wär’ ich so frech wie Ringeltauben
schiss’ ich Ärschen auf den Kopf
und schickt’ sie unter Nonnenhauben
in den roten Höllentopf
Hätt’ ich den Spürsinn wie ein Geier
sucht’ ich miese Bänker aus
die Stadt wär’ dann ein wenig freier
sperrt’ man sie ins Löwenhaus
Wüsst’ ich bescheid wie eine Krähe
drängt’ ich zur Regierung vor
beschenkte sie mit wilder Schmähe
gösse jedem Blei ins Ohr
Poppel auf der Koppel
Der Hoppelhase Poppel
döst oft auf einer Koppel
da kommt der Köter Zottel
in einem flotten Opel
geborgt von einem Trottel
und kotzt mit Mops im Doppel
bis auf die letzte Stoppel
die Koppel voll mit Moppel
Wettergott Günter
Frau Frühling, Frau Sommer
Herr Herbst und Herr Winter
die hatten viel Kummer
mit Wettergott Günter
Im Frühling war’s zu trocken
der Sommer war viel zu nass
der Herbst war ganz erschrocken
dem Winter verging der Spaß
Der Frühling sann auf Rache
den Wettergott zu federn
zu stürzen ihn vom Dache
und ihn auch noch zu rädern
Der Sommer schlich mit Feuer
hoch hinauf auf Günters Schloss
um diesem Ungeheuer
zu versengen seinen Schoß
Der Herbst stellt sich zum Kampfe
mit Donner und mit Blitzen
in diesem Höllendampfe
kam Günter schön ins Schwitzen
Wir sind doch keine Narren
sprach schließlich der Herr Winter
in Eis sollst du erstarren
dein Weib und deine Kinder
Er nahm es sich zu Herzen
abzuwenden die Gefahr
und opferte zehn Kerzen
für Schönwetter nächstes Jahr
Sehnsucht
Ins Unerforschte tief hinab
mit einem krummen Wanderstab
Blicke schärfen in der Weite
hoch hinaus zu klarer Kälte
Ganz berauscht nach Sternen greifen
über sanfte Hügel streifen
einen Frühlingstag erleben
Land mit Flügeln überschweben
Die Identität vertauschen
unsichtbar den Stimmen lauschen
jeden Tag als Glück benennen
ohne Scheu sich selbst erkennen
(Veröffentlicht in: Gedicht und Gesellschaft 2011)